Am Sonntag, den 4. Mai haben sich die sechs Stipendiaten des Richard Wagner-Verbandes Hannover dem Publikum vorgestellt. So stand es zumindest auf dem Programm. Doch tatsächlich gestaltete sich der Start in den Konzertnachmittags etwas holprig. Zunächst machte es der Bariton Hyung Woo Lee spannend, als er über das Üben beinahe die Zeit vergessen hätte. Zum Glück war er doch noch pünktlich vor Ort, und zudem bestens vorbereitet. Weniger schön war die Nachricht des Violinisten Diego Romano: Er hatte am Sonntag Probleme mit dem Arm und konnte deswegen nur ein Stück von Johannes Brahms spielen, seine "Sonate Nr. 1 für Violine und Klavier, G-Dur op. 78 (1. Satz)" sowie eine Händel-Arie begleiten. Mit seinem brillianten und ebenso gefühlvollen Spiel, begeistere er trotzdem die Zuhörer. Die halsbrecherische Solosonate von Eugène Ysaye musste er auslassen – schade, aber verständlich! Wir wünschen gute Besserung und freuen uns auf eine Gelegenheit, zu der er das nachholen kann. Sehr böse hat es Lukas Bieber getroffen, der mit seiner Tuba im Auto zum Konzert unterwegs war, als er unverschuldet durch einen anderen Wagen in einen Unfall verwickelt wurde. Bieber blieb zum Glück unverletzt, aber sein sehr teures Instrument wurde ruiniert. Wir wünschen Lukas Bieber alles Gute und starke Nerven – und dass die Unfallverursacherin eine gute Haftpflichtversicherung hat!
V.l.n.r. Frederik Botthof, Yvonne Prentki, Maya Ando, Hyung Woo Lee, Diego Romano.
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Nach diesen Schrecksekunden wurde es doch noch ein sehr schönes Konzert. Die Japanerin Maya Ando hatte die bei weitem größten Spielanteile, sie war fast bei jedem Stück am Flügel dabei und zeigte große Virtuosität und Professionalität von Händel bis Bernstein. Der angehende Musikpädagoge Frederik Botthof referierte über die „Anweisungen Wagners an sein Publikum und seine Künstler“ und zeigte, dass sich niemand mehr Sorgen um den Musikunterricht an den heutigen Schulen machen muss – sehr informativ und zugleich unterhaltsam, gespickt mit einigen persönlichen Einsprengseln, die den Vortrag sehr anschaulich machten. Hyung Woo Lee überzeugte mit seiner außergewöhnlichen Bariton-Stimme. Seine Darbietungen ("Don Quichotte à Dulcinée" von Maurice Ravel, die Arie des Gérard "Nemico della partia" von Umberto Giordano sowie die Szene des Alberich "Bin ich nun frei?" von Richard Wagner) wurden lange beklatscht, ebenso wie die Stücke des Koloratursoprans Yvonne Prentki . Prentki begeisterte das Publikum nicht nur mit Georg Friedrich Händels "Flammende Rose, Zierde der Erden", "Amor, op 68 Nr. 5" von Richard Strauss, in Szenen des Waldvogels aus "Siegfried", sondern auch durch die grandiose Arie "Glitter and be gay" der Kunigunde aus "Candide" (Leonard Bernstein), ein grandioser und schwungvoller Abschluss des Konzertes.
Das Fazit des Nachmittags: Es war trotz der Turbulenzen am Anfang ein hörenswertes und interessantes Konzert mit einer interessanten Auswahl von Musikstücken, dargeboten von hochkarätigen und zugleich sympathischen jungen Studierenden und Berufsanfängern. Wir freuen uns auf ein interessantes Stipendiatenjahr 2014!
Catrin Kuhlmann
Das Konzert wurde in Kooperation mit der HMTMH durchgeführt, welche dankenswerter Weise den Kammermusiksaal zur Verfügung stellte.