Eines ist sicher: Die Mitglieder des RWV sind am 8. Mai gegen 21 Uhr wesentlich schlauer aus dem monatlichen Jour fixe rausgegangen als sie kurz vor 19 Uhr hereingekommen sind. In der Zwischenzeit haben sie einen Vortrag gehört, der es in sich hatte. Der ehemalige RWV-Stipendiat Dr. Eugen Wenzel (Stipendienjahrgang 2005) hat einen Vortrag über das künstlerische Selbstverständnis Richard Wagners gehalten, den er auf der Basis seiner Dissertation vorbereitet hatte. Der Titel: Ein neues Lied? Ein besseres Lied? Die neuen „Evangelien“ nach Heine, Wagner und Nietzsche.
Das läßt schon ahnen - Intellektuelle Schonkost stand nicht auf dem Programm. Wenzel zeigte das Motiv der Erlösung als das zentrale Antriebsmoment für Wagner, ordnete es zeithistorisch ein und zeigte auf, welche Entwicklung die Vorstellung von der Erlösung für Wagner über die Jahrzehnte seines Lebens nahm. Besonders interessant war die Einbettung in die philosophischen bzw. weltanschaulichen Positionen zwischen u.a. Heinrich Heine, Ludwig Feuerbach und Arthur Schopenhauer, die sich Wagner aneignete und die die intellektuelle Grundlage seiner Kompositionen wurden. Auch die Entstehung der messianischen Züge, die Wagner gegen Ende seines Lebens zeigte und für die er ebenso oft verehrt wie kritisiert worden ist, läßt sich auf diese Weise herleiten, wie Dr. Wenzel aufzeigte. Dr. Wenzel hat in jedem Fall neugierig gemacht auf die Druckausgabe seiner Dissertation, die in diesen Tagen erscheint und die unter der ISBN 3826053702 zu bestellen ist, oder direkt bei Dr. Wenzel unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Ein absolut lohnenswerter Abend, der den Mitgliedern des RWV nicht nur interessante Einblicke in den fundierten philosophischen Unterbau von Wagner Musik geboten hat, sondern auch die schöne Erkenntnis: Die Stipendien binden ehemalige Stipendiaten herzlich an „ihre“ Verbände, so dass auch noch viele Jahre später interessante und freundschaftliche Kontakte bestehen bleiben. So soll es sein!
Catrin Kuhlmann