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Die Liebe zur Musik führt Menschen zusammen. Am 10. April waren es über eintausend Musikliebhaber im Großen Sendesaal des NDR, auf der Bühne und im Zuschauerraum. Wenn der Richard Wagner-Verband Hannover seinen einhundertsten Geburtstag feiert, gehört der Abend selbstverständlich dem großen Visionär des 19. Jahrhunderts und seiner Musik. Wer Ohrwürmer erwartet hatte, wurde gewiss nicht enttäuscht. Umso bemerkenswerter waren die leisen Stellen und die beiden unbekann ten Werke - dazu später.

Den Rahmen des Festkonzertes bildeten Auszüge aus Wagners frühem Werk, der romantischen Oper (!) Tannhäuser. Hier kamen alle beteiligten Künstler zum Zuge - und selbst Wagner-ungeübte oder gar -unwillige Ohren (die soll es ja geben) voll auf ihre Kosten.

Nach überzeugend freudiger Begrüßung der edlen Halle (Sendesaal) zum Einzug der Gäste (festlich gestimmte Konzertbesucher) durch präzise schmetternde Bühnenbläser, herrlich homogenen Männer- und betörend brillanten Frauenchor sowie ein organisch engagiertes Orchester lotste Marie-Louise Gilles erfrischend und mitreißend durch das kurzweilige Programm.



Auf wundersame Art verschmolzen die beiden in Struktur und Historie durchaus unterschiedlichen Chöre des Abends: der Extrachor der Staatsoper (Choreinstudierung: Dan Ratiu) und der Hannoversche Oratorienchor. Ein entscheidender Anteil an dieser glänzenden Leistung darf Peter Francesco Marino unterstellt werden, der einige Chor-Nummern ("Steuermann" aus dem fliegenden Holländer und "Wach auf" aus den Meistersingern) dirigierte und dabei sehr viel Fingerspitzengefühl, auch gegenüber dem Orchester, bewies.



Die Hannoversche Orchestervereinigung (HOV) war permanent zu Höchstleistungen gefordert. Sie agierte mal zupackend, mal behutsam, stets als ein gewachsener, gut aufeinander eingespielter Klangkörper unter dem souveränen Dirigat von Heinz Bethmann. (Dass die HOV ein Jahr jünger ist als der RWV Hannover, ihre Wurzeln aber exakt in die Bauzeit des Bayreuther Festspielhauses zurückreichen, sei als historische Randnotiz erwähnt.)



Bariton Albrecht Pöhl hatte es nicht nötig, auf hannöverschen Heimvorteil zu setzen. Jede Nuance der Wolfram-Partie saß. Seine Ode an den holden Abendstern gelang derart entrückend, dass sogar die hartnäckigen Lungen- und Bronchialpatienten ihren obligatorischen Hustenreiz versäumten und das knisternde Bonbonpapier schweigen hießen. Welch himmlische Wohltat!



Stichwort Stern. Ein neuer Stern am Himmel geht auf: Betsy Horne. Als Elsa und Elisabeth eroberte sie sich die Herzen des Publikums - ganz geradeaus und ohne Ballast. Da haben die Verantwortlichen des Abends ein gutes Händchen bewiesen. Der Autor hofft, dass die geneigten Musikliebhaber auch künftig von Betsy Horne hören (und sehen) werden.



Thema Hören und Sehen. Lauschen und Träumen war angesagt beim Adagio für Klarinette (Solist: Frank Schmalkuche). Sollte dieses schöne Stück nicht von Wagner stammen, so werden Wagnerkenner dies gewiss verzeihen. Denn das selten gehörte Werk in Des-Dur fügte sich traumhaft in seine Umgebung (zwischen Tannhäuser und Lohengrin) ein.

Apropos selten. Sollten zahlreiche hannöversche Wagner-Fans den Huldigungsmarsch für König Ludwig tatsächlich erstmals am 10. April 2010 vernommen haben? Das wäre keine Schande, denn die HOV hat diese Rarität nicht nur schmissig und mit höchster Präzision aufs NDR-Parkett gelegt, sondern auch den lyrischen Mittelteil gefühl- und geschmackvoll gestaltet.



Den allergrößten Respekt verschaffte sich die Hannoversche Orchestervereinigung allerdings mit dem Trauermarsch aus der Götterdämmerung. Ohne verbale Unterstützung wurden hier alle Randbereiche menschlicher Empfindung ausgelotet, natürliche Klänge aus der komplizierten Partitur befreit und technische Höchstleistungen vollbracht.

Ein für niedersächsische Verhältnisse ungewohnt begeisterter Schlussapplaus erzwang tatsächlich eine Zugabe. "Der Gnade Wunder Heil!" Was wollen wir dem hinzufügen?

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