27. Stipendiatenkonzert am 15. Mai 2011 im Bonatz-Saal
Die Förderung des künstlerischen Nachwuchses ist die Kernaufgabe unseres Verbands. Die Stipendiaten, die jedes Jahr ausgewählt werden, um die Reise nach Bayreuth antreten zu können, sind die Repräsentanten dieses Fördergedankens. Das traditionelle Konzert, mit dem sich die jungen Menschen bei den Mitgliedern für ihr Stipendium bedanken, ist somit eine der, wenn nicht die wichtigste Veranstaltung unseres Jahresprogramms. Sie gibt den werdenden Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, sich mit ihrem Können zu zeigen, sie gibt vor allem den Mitgliedern die Möglichkeit, den Gedankenaustausch mit den Stipendiaten zu fördern und sie ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten.
Das musikalische Programm am Vormittag des 15. Mai, im bewährten Bonatz-Saal, war ebenso vielfältig wie delikat ausgewählt. Alle Stipendiaten konnten sich mit einer großen stilistischen Bandbreite zeigen – und taten das mit Bravour!
(v.l.n.r. Panos Jabuldakis, Immanuel Klein, Ks. Prof. Marie-Louise Gilles, Felix Tennie, Sebastian Mangold, Peter Leipold)
Felix Tennie eröffnete das Konzert mit dem Präludium und Fuge gis-Moll von Johann Sebastian Bach. Die Strenge und Intimität dieser Musik vermochte er ebenso überzeugend umzusetzen wie das spätromantische Pathos in Franz Liszts Liebesträume, Notturno No. 3. Zusammen mit dem souveränen Peter Leipold, Stipendiat des vergangenen Jahres, entfachte er in Arnold Schönbergs Bearbeitung der Ouvertüre zu Rossinis Il barbiere di Siviglia ein wahres Feuerwerk an Virtuosität.
Der Fagottist Sebastian Mangold zeigte mit dem ersten und zweiten Satz aus Georg Philipp Telemanns f-Moll-Sonate, wie viel schillernde Farben bereits in diesem Werk stecken und demonstrierte dann mit dem ersten Satz als Camille Saint Säens Sonate für Fagott und Klavier die wundervollen gesanglichen und impressionistischen Qualitäten seines Instruments. Ein Charakterstück par excellence schließlich ist die Bassnachtigall von Erwin Schulhoff für Kontrafagott solo. Da ließ Sebastian Mangold mit Wonne die tiefsten Tiefen brummen.
Der Tenor Panos Jabuldakis meisterte die schwierigen Koloraturen in La gloria in Nobil Alma aus Partenope von Georg Friedrich Händel mit beachtlicher Leichtigkeit, gab die drei Lieder Um schlimme Kinder artig zu machen, Phantasie und Wer hat dies Liedlein erdacht von Gustav Mahler mit Witz und Charme. In der Szene des Loge aus dem Rheingold ‚Immer ist Undank Loges Lohn‘ ließ er mit großer Vorfreude erahnen, was später einmal möglich sein wird, und erwies schließlich am Ende des Konzertes mit dem Ohrwurm Pote tin kyriaki aus dem Film Never on Sunday, komponiert von Manos Hadzidakis, seiner Heimat Griechenland eine klingende Referenz.
Immanuel Klein ist angehender Schulmusiker und brachte dem Publikum mit seinem ebenso kundigen wie eloquent vorbereiteten Referat die Frage näher, ob es Ohne Liszt kein Wagner gegeben hätte.
Begeisterter Beifall am Ende, alle waren glücklich zufrieden mit diesem gelungenen Vormittag. Und der Richard Wagner-Verband Hannover kann einmal mehr mit Recht sagen – wir können stolz auf unsere Stipendiaten sein! Hier haben alle, die nicht dabei waren, ein großartiges musikalisches Ereignis verpasst.
Christian Schütte